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Hitlers Geologen

Im April 1941 gründete der Reichsführer Heinrich Himmler den SS-Wehrgeologen Bataillon 500, eine Einheit von Militärgeologen die der "Leibstandarte Adolf Hitler", eine der Eliteeinheiten der Schutz-Staffel, zugeteilt war und ungefähr 400 bis 600 Mann umfasst.  

Die Einheit setzte sich aus deutschen, niederländischen, skandinavischen und italienischen Akademiker und Experten zusammen, die  bereits zur SS gehörten, aber nun von anderen Abteilungen, wie z.B. das Ahnenerbe,  in die neue Einheit eingegliedert wurden. Die SS-Wehrgeologen hatten praktische Ingenieurgeologische Probleme zu lösen, beschäftigten sich aber auch auf Wunsch von Himmler, der esoterischen Pseudowissenschaften gegenüber aufgeschlossen war, auch mit eher ungewöhnlichen Projekten. So umfassten die Wehrgeologen neben den Strukturgeologen Karl Heinzelmann und den Geologen Joachim Schlorf, der die toxischen Effekte von Schwermetallen untersucht hatte, auch Archäologen wie Erich Marquardt und Ahnenerbe-Forscher Rolf Höhne. Höhne hatte an den Ausgrabungen des Grabs des ostfränkischer Königs Heinrich I. in Quedlinburg teilgenommen, als dessen Reinkarnation sich Himmler betrachtete. Höhne selber war Anhänger der Hohlen-Erde-Theorie und publizierte regelmäßig archäologische und pseudoarchäologische Artikel in der "Schwarze Korps", die SS-eigene Zeitschrift. Im japanischen Anime "Hellsing" taucht auch der SS-Wehrgeologen Bataillon 500 auf. Neben geologische Fragestellungen beschäftigte sich die Einheit auch mit archäologische Ausgrabungen und Esoterik. Auf direkten Befehl hin durchsuchte der Bataillon Höhlen und aufgelassene Minen in der Schweiz, Italien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien und Griechenland nach Relikten, von denen sich Himmler Einfluss auf den Verlauf des Krieges erhoffte.  
Die Wehrgeologen sollten die besetzten Gebieten auf mögliche Ressourcen, wie Trinkwasser, Öl, Gas, Edelmetalle, Edelsteine und Baumaterial, kartieren. Sie halfen beim Aufbau von Verteidigungs- und Befestigungsanlagen und überwachten den Vortrieb von Stollen und Bunkern. Im März 1944 wurde der SS-Wehrgeologen Bataillon in die Normandie abkommandiert. Die Geologen sollten beim Ausbau der Verteidigungsanlagen entlang der Küste helfen und den "Hindernisbau" entlang der Strände leiten. Für den Fall einer Invasion der Alliierten  (die dann auch im Juni 1944 stattfand) wurden auch Vorbereitungen für die Überflutung bestimmte Bereiche getroffen. In Venetien und Trentino waren sie am Bau der "Blauen Linie", einen Verteidigungswall für die geplante Alpenfestung (die größenwahnsinnige Vision einer letzten Bastion des untergehenden III. Reiches), beteiligt. Im Frühjahr 1945 waren die Wehrgeologen auf der Suche nach nutzbaren Ressourcen bis in die Karpaten vorgestoßen. Mit Vormarsch der Roten Armee mussten sie sich in die Voralpen zurückzuziehen. In Triest beteiligte sich die Fachleute des "Stollenbau Kp" am Ausbau des "Kleinen Berlins", eine unterirdische Verteidigungsanlage unterhalb der Stadt. Neben den praktischen Schutz, den die Bunker darstellten, hoffte Rolf Höhne auch, verborgen im Untergrund, ein mystisches Tor zur Unterwelt zu finden. Professor Wilhelm Teudt, Mitglied des "Ortungslinienforschung" des Ahnenerbe, und Josef Heinsch vermuteten nämlich das Triest am Kreuzungspunkt der „Heiligen-Linien“ lag, Energiebänder die angeblich über die ganze Erde verlaufen.

Doch die SS-Wehrgeologen beschäftigten sich nicht nur mit harmlosen, esoterischen Unsinn. In Frankreich und den Niederlanden suchten sie nach den besten Plätzen, um die Startrampen der streng geheimen Vergeltungswaffen darauf zu bauen. Der Untergrund musste nämlich stabil genug sein, um die Vibrationen, die beim Start der ersten flugtauglichen Raketen entsandten, zu adsorbieren.
Der Wehrgeologen Bataillon war auch an Kriegsverbrechen beteiligt. Im italienischen Dorf Laita wurden nachweislich mehrere Zivilisten hingerichtet. Die Dörfer von Pedescala und Settecà wurden während des Rückzugs der deutschen Truppen niedergebrannt und 83 Zivilisten ermordet, eine Beteiligung der Wehrgeologen wird vermutet.

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