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Velociraptor-Futter

Velociraptor. Alleine schon der Name dieses Sauriers scheint für Angst und Schrecken zu stehen. Sein Name leitet sich vom lateinischen velox für schnell und raptor für Räuber her. Er soll also ein schneller Räuber gewesen sein. Und dann noch die Bewaffnung! Die zweite Zehe seines Hinterfußes zierte große, sichelförmige Kralle, mit deren Hilfe er seine Beute aufschlitzen konnte. Und spätestens seit dem Filmen der Jurassic Park-Reihe wissen wir, dass der Velociraptor nicht nur hochintelligent war, sondern auch liebend gerne verirrte Touristen und verrückte Wissenschaftler fraß. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass diese Beute in der Kreidezeit sicher vergleichsweise selten war, und daher muss unser Velociraptor wohl oder übel etwas anderes gefressen haben. Hinzu kommt noch, dass die Velociraptoren in den Filmen nicht viel mit den echten Velociraptoren gemein haben. Das fängt schon bei der Größe an. Ein richtiger Velociraptor war, neben einigen anatomischen Veränderungen im Bereich der Schnauze (die wahrscheinliche Befiederung war zum Zeitpunkt des Drehs noch nicht bekannt), viel kleiner als die im Film. Denn aus dramaturgischen Gründen wurden sie dort recht groß dargestellt (obwohl es so große Raptoren durchaus gab, zum Beispiel den Utahraptor). Und ob ihre Intelligenz wirklich so groß war, wie im Film behauptet, halte ich auch für fraglich. Ihr Hirnvolumen spricht eigentlich dagegen.

 

Größenvergleich von Velociraptor mongoliensis und einem Menschen. Wikimedia, User Dinoguy2, CC-by-2.5.

Kommen wir zurück auf die Frage, wovon sie sich denn nun damals in der Kreidezeit eigentlich ernährten. Erste Hinweise auf ihre Beute gab es bereits seit 1971, als eine polnisch-mongolische Expedition einen spektakulären Fund machte. Sie fanden, fossil überliefert, einen (vermeintlichen?) Kampf zwischen einen Velociraptor mongoliensis und einem Protoceratops andrewsi. Die linke Vorderhand des Velociraptors befindet sich hinter dem Wangenhorn des Protoceratops, der selber anscheinend den rechten Unterarm des Velociraptors mit seinem Schnabel festhält. Der linke Fuß des Velociraptors ist mit nach unten gerichteter Sichelkralle in der Halsregion des Protoceratops, während das rechte Bein unter diesem begraben ist. Vermutlich hat der Velociraptor entgegen der populären Annahme seine Krallen nicht zum aufschlitzen verwendet, sondern mit ihrer Hilfe gezielt die Luftröhre oder die Halsschlagadern seiner Opfer durchstochen. Die Sedimente, in die Opfer und Jäger eingebettet waren, stammen von Sanddünen. Beide Tiere können also direkt während oder kurz nach dem Kampf von den Sanden, beispielsweise während eines Sturmes, begraben worden sein.

 Die "kämpfenden Dinosaurier". Wikimedie, User Dinoguy2,  CC-by-2.5.

 Künstlerische Darstellung des Kampfes zwischen Velociraptor und Protoceratops. Wikimedi, Raul Martin, CC-by-2.5.

In den Jahren 2008 und 2009 fanden sich weitere Hinweise in der Bayan Mandahu Formation in der Inneren Mongolei, dass Protoceratops zur regelmäßigen Beute des Velociraptor zählte. Ein Stück Kieferknochen von Hornsauriern sowie Zähne, die möglicherweise zu Velociraptor gehören. Bissmarken an den Kieferknochen erklärten auch, warum die Überreste in so einem schlechten Zustand waren. Mindestens acht Protoceratops-Knochen zeigten eindeutige Spuren von Zähnen. Darunter waren flache Rillen und zwei tiefe Löcher. Ein Knochen zeigte Bissspuren auf beiden Seiten. Hier hatte ein Velociraptor-ähnlicher Dinosaurier sich an den Überresten eines Protoceratops oder nahen Verwandten gütlich getan. Es wird aus den Überresten allerdings nicht deutlich, ob der Raptor seine Beute aktiv vorher getötet hat, oder er sich hier von Aas ernährt hat. Denn die Bissspuren wurden mit guter Wahrscheinlichkeit einen längeren Zeitraum nach dem Tod des Hornsauriers erzeigt. Von einem frisch erlegten Beutetier hätte ein Jäger sicher zuerst bessere Teile gefressen als ausgerechnet die Kieferknochen. Zumal wenn seine Zähne, wie die des Velociraptor, nicht zum zermalmen von Knochen geeignet waren. Es war also vermutlich ein sehr hungriger Velociraptor, der hier eine karge Mahlzeit von einem Kadaver nahm, an dem ansonsten wohl nicht mehr viel dran war.

Hone, D., Choiniere, J., Sullivan, C., Xu, X., Pittman, M., & Tan, Q. (2010). New evidence for a trophic relationship between the dinosaurs Velociraptor and Protoceratops Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology, 291 (3-4), 488-492 DOI: 10.1016/j.palaeo.2010.03.028

 

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